Neulich habe ich einer Diskussion über den freien Willen beigewohnt und, wie es meistens dabei üblich ist, teilte sich die Gesellschaft auf in zwei Seiten.…
Wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht und der längste Tag des Jahres beginnt, feiern Heiden in aller Welt die Sommersonnenwende, auch bekannt als Litha. Dieses alte Fest ist tief verwurzelt in der spirituellen Verbundenheit mit der Natur, dem Lauf der Gestirne und dem ewigen Kreislauf des Lebens. Für moderne Heiden ist dieser Tag nicht nur astronomisch bedeutsam, sondern auch ein spiritueller Höhepunkt des Jahreskreises.
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In der heidnischen Tradition, besonders im Neuheidentum wie dem Wicca oder der keltischen Spiritualität, ist das Jahr in acht Feste gegliedert. Diese bilden den sogenannten Jahreskreis oder auch „Wheel of the Year“. Die acht Jahreskreisfeste sind:
Jedes dieser Feste markiert eine Station im ewigen Kreislauf von Werden, Vergehen und Neubeginn. Sie geben dem Jahr eine spirituelle Struktur, die auf den natürlichen Rhythmen basiert und das Leben in all seinen Wandlungen würdigt.
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Litha ist das Fest des höchsten Sonnenstandes. Es ist ein Wendepunkt: Ab jetzt werden die Tage wieder kürzer, das Licht beginnt sich langsam zurückzuziehen. Doch an diesem Tag ist die Sonne noch uneingeschränkte Herrscherin am Himmel – warm, kraftvoll, lebensspendend. In der heidnischen Mythologie stehen sich heute zwei Aspekte des Göttlichen gegenüber: der Lichtgott, oft als Eichenkönig dargestellt, und der Dunkle Gott, der Stechpalmenkönig. Der Eichenkönig regiert vom Julfest bis Litha, danach übernimmt der Stechpalmenkönig bis zur Wintersonnenwende. Es ist ein symbolisches Ringen zwischen Licht und Schatten, das immer wieder neu beginnt.
Litha feiert die Fülle des Lebens, die Kraft der Sonne, die Fruchtbarkeit von Erde und Mensch. Es ist ein Fest der Dankbarkeit und der Vorfreude auf die Erntezeit, die bald beginnt. Gleichzeitig erinnert es uns daran, dass jede Blüte auch schon den Keim des Vergehens in sich trägt – eine sanfte Mahnung an die Vergänglichkeit.
In vielen Überlieferungen werden heute auch die Götter der Liebe und der Elemente geehrt. Es ist eine gute Zeit, um sich mit dem inneren Feuer zu verbinden – mit Leidenschaft, Visionen und dem Mut, sich dem Leben zu öffnen.
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Traditionell wurde Litha mit großen Freudenfeuern gefeiert. Man tanzte um das Feuer, sprang darüber (als Reinigungsritual oder als Glücksbringer für Liebespaare) und verbrannte symbolisch Dinge, von denen man sich lösen wollte. Kräuter wurden gesammelt, besonders jene, die an diesem Tag gepflückt wurden, galten als besonders heilkräftig – etwa Johanniskraut, Beifuß oder Schafgarbe.
Auch das Wasser spielt eine Rolle: Quellen und Bäche gelten heute als besonders magisch. Viele Heiden reinigen sich in kühlem Wasser oder räuchern sich mit heilenden Kräutern, um Körper und Geist zu klären. In manchen Regionen wurde das „Sonnenrad“ – ein brennender Holzkranz – von Hügeln gerollt, um Fruchtbarkeit auf die Felder zu bringen.
Symbole wie Sonnenblumen, goldene Bänder, Spiralen oder der keltische Knoten finden sich auf Altären und in Festdekorationen. Musik, Tanz und das Teilen von Speisen und Getränken sind fester Bestandteil des Festes. Litha wird oft im Freien gefeiert, möglichst an einem Kraftort in der Natur – auf einer Lichtung, an einem Fluss oder auf einem Hügel.
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Dieses Ritual kann allein oder in einer kleinen Gruppe durchgeführt werden:
Vorbereitung:
Ritualablauf:
Ergänzend kann man eine Meditation zum Sonnenlicht durchführen: Stelle dir vor, wie goldenes Licht von der Sonne in deinen Scheitel strömt und deinen ganzen Körper durchflutet. Spüre, wie du dich ausdehnst, wie du selbst zum Licht wirst.
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Für viele Heiden ist Litha eine Einladung, innezuhalten und zu feiern, was das Leben gerade schenkt: Liebe, Wärme, Wachstum, Freude. Gleichzeitig erinnert dieses Fest daran, dass das Licht nicht ewig währt – dass alles im Leben seinen Zyklus hat. Wer achtsam ist, kann heute die tiefe Weisheit der Natur erkennen: das Gleichgewicht, die Übergänge, das Geschenk der Gegenwart.
In einer Welt, die oft von Hektik, Konsum und Entfremdung geprägt ist, bietet der Jahreskreis mit seinen Festen eine spirituelle Rückbindung an den Rhythmus des Lebens. Litha ist ein Moment, in dem wir uns selbst wieder als Teil der Erde erfahren dürfen – frei, lebendig und voller Staunen.
Auch in der modernen Zeit kann man die Essenz von Litha leben – durch bewusste Achtsamkeit, naturnahe Rituale und das Wiederentdecken von Einfachheit. Vielleicht ist es ein Spaziergang im Wald, das Ernten von Kräutern oder ein stilles Gebet bei Sonnenaufgang – jeder kleine Akt der Verbindung zählt.
Litha erinnert uns daran, dass das Leben ein Tanz ist – ein Wechselspiel aus Licht und Schatten, ein Aufblühen und ein Rückzug. Wenn wir diesen Tanz ehren, ehren wir auch uns selbst. Denn wir sind Teil dieses großen Rhythmus – verbunden, geerdet, lebendig.
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Nicht jede Hexe oder jeder Heid lebt in ländlicher Umgebung oder hat Zugang zu Wäldern und Flüssen. Doch auch in der Stadt lässt sich Litha mit Tiefe und Schönheit feiern – ganz im Einklang mit dem urbanen Alltag. Moderne Stadt-Hexen nutzen ihre Kreativität, um Naturverbundenheit in ihre vier Wände zu holen.
Wohnungsritual zur Sommersonnenwende
Du brauchst:
Ritualverlauf:
Dieses Ritual stärkt das Gefühl von Verbundenheit – selbst mitten im Großstadttrubel. Es erinnert dich daran, dass du das Licht in dir trägst, ganz gleich, wo du lebst. Die Sonne scheint für alle – auch durch das Fenster deiner Stadtwohnung.
Gesegnete Sommersonnenwende!
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