Der Wunsch nach der Liebe, um präzise zu sein nach jemanden, mit dem man das ganze Leben verbringen kann, ist bei uns allen vorhanden, ob…
Ein Auszug aus dem okkulten Roman „Verschollen in der Zeit“ von Ljubica Radtke:
„Warum tust du mir das an, Jacqueline?“ Ein Schrei, ein Seufzer, eine Bitte. Leidenschaft. Liebe. Hass. Alles schwang in der Stimme von Pater Jerome, die mich aus meiner Versunkenheit der Erinnerungen herausriss.
„Ach, Jerome du bist noch da! Ja, ja…“, ich brauchte ein bisschen Zeit, um wieder in die Gegenwart zurückzukehren. Wie lange verweilte ich schon in der Vergangenheit? Wie bin ich dorthin gelangt? Das was ich von mir gab, es waren keine Erinnerungen. Es war noch einmal Erlebtes. Ich war durch die Zeit gereist zu meiner Vergangenheit und hatte mich dort wieder niedergelassen, um alles noch einmal zu erleben. Es waren nicht mehr oder weniger klare Bilder der Erinnerung, die ich vor meinen Augen sah, sondern ich war wirklich da. Ich handelte, fühlte… spürte… fasste an und liebte. Seine Worte, mit so vielen gegensätzlichen Gefühlen getränkt, hatten mich zurückgeholt. Vielleicht wäre das die Lösung meines Problems! Unbewusst hat mir Jerome diesen anderen Weg, jemanden aus der Versunkenheit der Zeit in die Gegenwart zu holen, gezeigt. Das Wort, imprägniert mit höchst konzentrierten Gefühlen! Aber was nutzt das jetzt. Es ist schon alles zu spät. Zu spät für dieses Leben. Das aber werde ich mir merken und in die Ewigkeit mitnehmen. Eines Tages werde ich das anwenden. Und Erfolg dabei haben. Wenn die Zeit, die nicht existiert, dazu gekommen ist. Zu Jerome sagte ich aber:
„Verzeihe mir, dass ich in dir, mit meiner Erzählung, so einen Aufruhr der Gefühle auslöste. Ich möchte nur, dass sich mein Leben ins Gedächtnis deines Ichs, deines wahren Wesens, einprägt, so dass du mich eines Tages findest. Alles läuft nach dem göttlichen Plan. Auch das, was sich jetzt zwischen uns abspielt. Aber auch das, was in meinem Leben geschehen ist. Obwohl alles frei entschieden war, musste es doch geschehen. Paradoxon des freien Willens! Der Schöpfer hat alles von Anfang an genau vorgesehen. Alle Möglichkeiten auch. Und wenn wir uns für eine Möglichkeit entscheiden, aus freiem Willen, tun wir eigentlich nur das, was er schon für uns vorgesehen hat. Der freie Wille! Wir haben ihn und haben ihn nicht. Erst wenn jemand selbst bewusster Schöpfer der eigenen Wirklichkeit wird, wenn er ständig wach und sich seiner selbst bewusst ist, ist er frei.“
„Deine Philosophie!“, unterbrach mich Jerome verächtlich. „Sie zu hören bin ich nicht erpicht“, sagte er trotzig.
„Denkst du nicht auch so, dass Gott das Leben unser aller bestimmt?“, fragte ich ihn neugierig um seine Meinung und doch ein wenig herausfordernd.
„Gott gibt uns das Leben. Was wir aus ihm machen ist jedermanns Sache. Entweder bleibt der Mensch gottehrfürchtig und fromm oder er lebt im Bunde mit dem Teufel. Tut er das, wird er dafür von Gott bestraft.“
„Oder von der Kirche, die sich als Vertreter Gottes auf der Erde ausgibt und die Hand Gottes bei der Bestrafung frei denkender Menschen darstellt.“ Ich konnte meine Verbitterung nicht für mich behalten.
„Dich wird Gott auch für deinen Frevel bestraffen“, Jerome war unerbittlich.
„Mag sein, wenn mein Leben ein Frevel war. Vielleicht bin ich schon bestraft oder war das nur ein Lernprozess und keine Strafe?“, sagte ich mehr zu mir selbst als zu Jerome.
„In einem gebe ich dir Recht, Pater Jerome! Dämonische Kräfte sind stark und wirken sehr subtil auf die Menschen. Sie regen die niedrigsten Triebe an, lassen sie anschwellen bis sie nicht mehr zu unterdrücken sind. Sie werden mit voller Wucht ausbrechen und sich durch das Handeln des Menschen zeigen. Anderseits, sie können nur auf den wirken, der in sich schon solche Triebe und Leidenschaften hat, der böse Gedanken hegt, die letztendlich sein eigenes Verderben werden.“
„Du schließt dich davon aus, nicht wahr?“
Obwohl in Frageform gesagt, war das doch eine Feststellung.
„Ja und Nein Jerome. So bitterböse wie du mich siehst, bin ich bestimmt nicht, aber ganz rein von jeglichen Trieben und Leidenschaften bin ich auch nicht. Ich versuche mich selbst immer besser kennen zu lernen und mich zu bessern. Ich versuche, in dem ich mich begreife, die Schöpfung zu begreifen. Und ich versuche alles, was ich als erforderlich betrachte, zu unternehmen, um meine geliebte Tochter zurück zu bekommen. Dazu gehörst auch du, Pater Jerome. Deshalb sitzt du jetzt hier und hörst mir zu.“
„Na schön. Ich bin also ein Teil deines Plans. Und was soll ich, gefälligst, tun?“
„Ach, Jerome. Die Zeit deiner Handlungen wird schon kommen. Nach hundert Jahren. Oder zweihundert… oder auch mehr. Dann sollst du mich zu dem Weg bringen. Heute Nacht sollst du nur deine Ohren spitzen und zuhören. Mache es dir bequem, Jerome.“
„Wenn du es sagst“, sagte er, stand auf, ging zu dem Kaminfeuer, nahm ein paar Holzscheiten, die ordentlich daneben gestapelt waren, und legte sie ins Feuer. Feuerfunken sprangen in die Höhe und sein Schatten fing an, grotesk auf der Wand zu wackeln. Er rieb seine Hände aufeinander, wie nach einem gut abgeschlossenen Geschäft, kam leicht torkelnd zu seinem Sessel zurück und goss sich noch ein Glas Wein aus der Flasche, die auf dem Serviertisch stand, ein.
„Du sagtest, ich soll es mir bequem machen“, sagte er, zwinkerte mir zu „Prost“ und leerte das Glas in einem Zug.
„Eigentlich, wenn ich es mir bequem machen soll, dann sollte ich mich jetzt auf deinen weichen Schoß setzen, meine verhasste Liebe“, fügte er hinzu und machte eine leichte Bewegung in meine Richtung, die ich als Ausdruck seines Vorhabens, mir näher zu kommen, erfasste.
„Bleib da wo du bist!“, streckte ich meine Hand gebieterisch aus.
Er lachte einen böses, schauderhaftes Lachen.
„Was meinst du, wenn ich dich wirklich nehmen will, hier und jetzt, dass du mich aufhalten kannst! Ich könnte dich noch mehr beglücken als das dein Arthur je getan hat, indem ich dich hier jetzt strafend, quälend, wild nehme.“
Er sah Entsetzen auf meinem Gesicht und fuhr selbstzufrieden lachend weiter:
„Das hätte dir gefallen, ich versichere es dir. So eine Ekstase hast du noch nie erlebt. Aber nein, so einen Gefallen tue ich dir nicht. Oder sollst du doch einen Vorgeschmack davon jetzt bekommen? Nein. Ich lasse dich von deinen Gelüsten foltern, wie meine mich gefoltert haben. Du wirst noch um mein Begehren und meine Liebe betteln, meine verehrte, verhasste Jacqueline!“
Er ließ sich in seinen Sessel fallen.
Ich atmete auf.
Und ich erschrak bis zu meinem tiefsten Inneren.
Das wird also meine Zukunft sein.
Irgendwann.
Irgendwo.
In dem endlosen Raum und in endloser Zeit, der Nichtzeit.
Gut. Ich nehme es auf mich, wenn mir das meine geliebte Tochter zurückgibt.
Ich schloss die Augen. Schnell zurück in meine Welt. In die Welt der Erfüllung, der Zärtlichkeit, der Liebe… In die Welt der Suche und des Experimentierens mit der Zeit.“
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